Silicon Valley: Was aus dem mächtigsten Tal der Welt auf uns zukommt [Rezension]

Silicon Valley - Was aus dem mächtigsten Tal der Welt auf uns zukommt

Inhaltsverzeichnis

Kürzlich habe ich das Buch „Silicon Valley: Was aus dem mächtigsten Tal der Welt auf uns zukommt“ von Axel Springer Christoph Keese. Eine wirklich sehr spannende Lektüre, dass ich kann ich schon vorab verraten. Der Autor hat selbst einige Zeit im „Silicon Valley“ gelebt und kennt die „Szene“ von Innen.

Zusammenfassung

Er beschreibt dabei zum einen Leben und Kultur in Palo Alto, den offensichtlich freundlichen Gewohnheiten der Einwohner im Charme einer Kleinstadt und nicht eines Ortes, von dem die größte (digitale) Macht der Welt ausgeht. Aber vor allem beleuchtet er die Arbeits- und Risikokultur von dort ansässigen Startups und Investoren, die Einflüsse der renommierten Universität Stanford und das zusammenhängende Geflecht, warum Unternehmen wie Google und Facebook heute da sind wo sie sind.

Die grundsätzlichen Kernthesen Keeses sind aus meiner Sicht, dass im Silicon Valley vor allem eine andere Idee von Innovation gelebt wird, als es bspw. hierzulande der Fall ist. Während Firmen in Deutschland und anderen Ländern höchste Geheimhaltung vor der Veröffentlichung von Innovationen halten, holt sich das Silicon Valley ständiges Feedback vom Kunden. Zum einen fokussieren sich die Gründer gnadenlos auf ihr Produkt, zum anderen gibt einen regen Austausch bereits vom dem Launch des Produkts und selbst bei Veröffentlichung fehlen oft diverse Funktionen. Das kennen wir von Facebook, Instagram und vielen anderen Diensten, welche oft mit geringem Funktionsumfang starteten und erst in jüngster Vergangenheit erheblich erweitert worden. Man spricht hierbei von Minimum Viable Products.

Eine weiterer gravierender Unterschied dürfte das Thema Venture Capitals sein, im Silicon Valley völlig normal, in Deutschland und Europa eher weniger anzutreffen und noch immer eher ein Tabuthema. Personen, die in Europa Gründen wollen oftmals eher als Bittsteller bei Banken an, während man im Silicon Valley bewusst (überlegte) Risiken eingeht und in Startups investiert. Auch auf die Gefahr hin, dass diese scheitern.

Aber nicht nur Positives kann Keese aus dem Silicon Valley berichten, auch gebe es Schattenseiten: Der digitale Boom rund um San Francisco gleiche auch einer Plage, bei dem „der Wirt ausgesaugt und dann weiter gezogen werde“. Immobilienpreise seien drastisch gestiegen und bestimmte Berufsgruppen, die weniger verdienen können sich keine Wohnungen und Häuser mehr leisten. Auch begünstige die Digitalisierung Monopole, wie wir es bei Google, Amazon und Facebook beobachten können. Zudem werde der Einfluss der Stanford Universität und dem Verwischen von Grenzen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft nicht überall positiv gesehen.

Weiterhin konstatiert der Autor, dass die Digitalisierung bisher noch die Arbeitswerkzeuge modernisiert habe, grundlegende Abhängigkeitsverhältnisse und Wertschöpfungsketten im Kern aber unberührt gelassen habe. Das werde sich ändern, auch die Arbeitswelt werde einen stärkeren Umbruch erleben. Das virtuelle Arbeiten werden zunehmen, kurzfristige Arbeitsverhältnisse z. B. auf Basis von Freelancer-Tätigkeiten zunehmen.

Ein weiteres Kapitel widmet Keese dem Thema der Singularität: Unter anderem forscht Google, wie man künftig das menschliche Gehirn in die Cloud hochladen kann, um es recht platt zu formulieren. Was sich heute noch sehr nach Science Fiction anhört, wird wirklich erforscht. Vor allem an dieser Stelle bewahrheitet das Zitat von Jaron Lanier Wirklichkeit: „Du bist nicht der Kunde der Internetkonzerne, Du bist ihr Produkt.“

Abschließend fordert Keese sowohl Politik als auch Gesellschaft (in Europa und Deutschland) zum Handeln auf. Es bedürfe eines Gegengewichts zum Silicon Valley, was sich aber vor allem nicht durch die bisherige Reaktionen von Politik & Co. auszeichnen dürfte. Bis dato reguliert und verbietet man lieber Dienste wie Uber, AirBnB und Co., statt sich den neuen Gegebenheiten anzupassen und zu überlegen, wie man diese Dienste sinnvoll integrieren kann.

Aber gerade hierfür sei auch eine viel bessere Bildung in den Schulen notwendig. Digitalisierung müsse ein Thema werden und da gebe ich dem Autor recht. Umstritten ist ja noch immer das Thema Programmieren als Pflichtfach in Schulen. Keese hingegen sind dies als absolute Grundlage, die vorhanden sein muss. Doch eben nur eine Grundlage, es müsse noch viel mehr in dieser Richtung getan werden.

Als ich diese Zeilen las, musst ich an den Tweet eines Mädchens vor ein paar denken, dass sinngemäß schrieb, das sie zwar eine Gedichtsanalyse schreiben könne, von Steuern, Wirtschaft und Versicherungen keine Ahnung habe. So ist es meines Erachtens auch beim Thema Digitalisierung. Denn im Grunde sind die Lehrpläne bis auf ein paar Ausnahmen irgendwo im zwanzigsten Jahrhundert steckengeblieben. Moderne und wichtige Themen wie Digitalisierung, persönliche Finanzen, Unternehmentum haben noch immer keinen Einzug gehalten.

Die zusammenfassende Quintessenz Keeses fasse ich für mich so zusammen: Europa und insbesondere Deutschland dürfen nicht das Opfer spielen und nur durch Reglementierung vom Spielfeldrand aus agieren. Vielmehr müssen sie selbst als Spieler aktiv werden. Dafür muss man aber wollen und sich bewegen.

Persönliches Fazit

Silicon Valley ist ein wirklich gelungenes Buch, das ich nahezu „verschlungen“ habe und mich zum nachdenken angeregt hat. Christoph Keese beleuchtet das Silicon Valley durchaus positiv aber auch kritisch. Er appelliert aber auch an die hiesige Politik und Gesellschaft, das wir selbst aktiv werden müssen, wenn uns Ideen der „Mächte“ Google, Facebook & Co. nicht gefallen. Denn letztendlich sind die User nicht nur das Produkt, sondern auch die Kunden und können sich wehren. Nur die meisten wollen das nicht und akzeptieren stillschweigend, oder fordern wenn überhaupt nur Verbote und Regulierungen.

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Zuletzt aktualisiert am 3. Dezember 2024 um 02:10 . Wir weisen darauf hin, dass sich hier angezeigte Preise inzwischen geändert haben können. Alle Angaben ohne Gewähr.

Disclaimer: Vielen Dank an den PINGUIN Verlag, die mir das Rezensionsexemplar freundlicherweise zur Verfügung gestellt haben. Die Rezension spiegelt meine eigene Meinung wider und ich wurde für den Artikel nicht vergütet.

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